In den grösseren Skigebieten wurde die Saison bereits vergangenen Samstag eröffnet, es wird also nicht mehr lange dauern, bis sich die Schweiz wieder in das alljährliche Wintersportvergnügen stürzen wird. Damit sich Snowboardsfans schon mal etwas auf die kalten Tage, die mühsame Wartezeit auf dem Sessellift oder die Jibsession mit Freunden einstellen können, ist ab sofort das neuste Snowboardspiel „Shaun White Snowboarding“ von Ubisoft in den Spielregalen zu finden. Wie der Name bereits vermuten lässt, arbeitet(e) Ubisoft sehr eng mit dem weltweit bekannten Pro-Snowboarder Shaun White zusammen, um ein möglichst authentisches Snowboardfeeling auf eure Xbox 360 zu zaubern.
Gameplay
Der Einleitungstext mag noch so schön sein, Shaun White Snowboarding sieht toll aus, klingt toll und macht einen super Eindruck, wenn man sich die ganzen Trailers anschaut. In der Realität wird man als langjähriger Amped-Fan jedoch – zumindest zu Beginn – gnadenlos enttäuscht. Die Steuerung gestaltet sich als sehr hastig und kaum kontrollierbar. Natürlich, wenn man das erste Mal auf dem Brett steht, ist das auch nicht viel anderst. Diese Realitätsnähe müsste in diesem Game meiner Meinung nach aber nicht unbedingt sein. Leider kriechen in diesem Spiel auch noch vielerlei anderer Bugs herum. So bleibt man sehr oft an Bäumen hängen, oder wird von kleinen Hügelchen viel zu hoch in die Luft katapultiert, so dass man sich zwei mal überlegt, ob man nun den wirklich grossen Kicker nehmen soll, oder nicht.
Nun aber genug mit der Schwarzmalerei, Ubisoft hat durchaus auch gute wenn nicht sogar hervorragende Arbeit geleistet. Shaun White Snowboarding basiert auf der Assasin’s Creed Engine, was so viel bedeutet wie eine schier endlose Welt, in der ihr auf vier verschiedenen Bergen (Park City, Europa, Japan und Alaska) frei herumfahren, jibben, und sogar wandern könnt, und eine Grafikpracht, die sich als Snowboardgame sehen lässt, doch dazu später mehr. Die Bewegungsfreiheit auf dem Berg ist so gross, dass ihr sogar mitten auf der Fahrt mit dem Sessellift aussteigen könnt (na, wie oft ist euch das im echten Leben schon durch den Kopf gegangen?). Wer will, kann auch den Heli nehmen und bis ganz nach Oben fliegen, um sich dort eine Lawinenverfolgung zu gönnen, oder ganz gechillt einen 540° über die abgrundtiefen Gletscherspalten drehen. Für euren Snowboarder ist das alles kein Problem. Diesen könnt ihr übrigens ganz nach eurem Geschmack (oder Ebenbild) erstellen, und sogar mit aktuellen Burton, Forum oder FourSquare Klamotten einkleiden. Nicht anderst sieht es mit den Goggles, Boots und Boards aus. So ist mein virtueller Boarder mit dem selben Nitro MisFit unterwegs wie ich. Hätte ich Jacke und Hose aus dieser Saison, könnte ich womöglich auch diese virtuell anziehen. Nach einem 30m Sturz auf den Kopf einfach so wieder aufstehen, das geht hingegen nur auf der Xbox 360.
Nach einer Eingewöhnungsphase, die leider viel zu lange dauert und ungeduldigen Gamern schwer zu schaffen machen könnte, kommt man auch mit der etwas mühsamen Steuerung zurecht und kann sich ohne grössere Probleme den Quests von Shaun White widmen, der übrigens sowas wie euer Mentor ist.
Grafik
Nicht nur die Spiel- sondern auch die Grafikengine basiert auf der erfolgreichen Assasin’s Creed-Engine. Atemberaubende Bergwelten, tolle Animationen und der Powder der einem um die Ohren fliegt sollten jedes Snowboarderherz höher schlagen lassen. Dass zufällig auf der Piste liegende, rainbow-artige Baumstämme nur dem Spielspass dienen, sollte eigentlich jedem klar sein. Was einem im echten Leben immer wieder überraschen kann, und man im Game leider nie antrifft , sind Wettereffekte. Warum zieht nicht plötzlich ein Schneesturm auf, verdichtet sich der Nebel mal etwas oder geht die Sonne auf/unter? Natürlich kann man dies nicht wirklich als negativen Punkt sehen, sondern lediglich als fehlenden positiven Punkt, trotzdem wird es ohne die genannten Dinge relativ schnell eintönig.
Dank der unglaublichen Weitsicht, schnallt man sich das Brett aber gerne mal ab um zu einem gut gelegenen Aussichtspunkt zu hiken. Das Bergpanorama ist natürlich nichts, verglichen mit dem Ausblick auf das Matterhorn oder unser geliebtes Trio Eiger, Mönch und Jungfrau, dennoch sorgt es für eine gelungene Abwechslung und zeigt auch die kulturelle Seite des so verphönten Snowboardens. Hat man endlich sein idyllisches Traumplätzchen zum chillen gefunden, markiert man es (nein, nicht so wie die Hunde) um anschliessend mit einer kurzen Tastenkombination (Unten + B) jederzeit wieder dorthin zu warpen.
Sound
Als wäre Shaun Whites echte Stimme nicht schon genug nervig, setzt die deutsche in-Game Synchronisation noch eins drauf. Mit teils übertriebenem Snowboarder-Vokabular, versucht uns der freshe Dude Shauny beizubringen, dass man nicht bailen soll, und wie man trotz poo-ice stoked Tricks stickt. Nun gut, die eben genannten Worte reihen sich selten so dicht aneinander, trotzdem fragt man sich zum Teil, ob man diesen Kerl ernst nehmen kann.
Von der musikalischen Seite her, präsentiert sich Shaun White Snowboarding aber ganz gut. Von oldies wie „Play that funky music“ aus dem Jahre 1976 bis hin zu aktuellen Tracks von MGMT weist die Playlist ein sehr breites Spektrum auf. Wie immer könnt ihr natürlich auch euren MP3-Player der Wahl (z.B. iPod) per USB-Kabel an eure Xbox 360 anschliessen, und eure eigene Playlist zu eurem Run laufen lassen. Doch vorsicht: Die Entwickler habe auch die fiese Seite des Boardens eingebaut. Vom Speed holen auf dem Eis ist auch auf der Konsole abzuraten. Das unerträgliche Kratzgeräusch, das entsteht wenn man mit dem Snowboard über eine vereiste Stelle brettert und einem den ganzen Tag nicht mehr losläst will ich niemandem zumuten.
Multiplayer
Der Multiplayer unterscheidet sich nicht wirklich vom Singleplayer. Was will man auch schon gross ändern. Der einzige Unterschied ist, dass der Berg in der Multiplayersession im vergleich zum Singleplayer leer ist und Platz bietet. Die wenigen Riders die man jedoch ab und zu dann antrifft, sind dafür echt Spieler. Ganz wie im echten Leben, ist auch der virtuelle Schneesport ein multi-kultureller Sport. Auf dem Berg trifft man nicht selten auf Leute aus Kanada, Italien ja sogar Japan. Ausserdem kann man nun an Contests mitmachen, welche im Singleplayer nur die nervigen Meldung „Dieses Quest ist nur im Multiplayermodus verfügbar.“ aufweisten. Dadurch, dass das ganze weltweit und mit bis zu 16 Spielern möglich ist, leidet manchmal auch die Verbindungsqualität darunter. Es kann schon mal vorkommen, dass ihr in der Luft plötzlich einen Aufprall hört, auf dem Boden landet, und plötzlich ein anderer neben euch aufploppt. Spätestens dann wisst ihr, was genau der Grund für den dumpfen Ton, der die schöne Airtime zu nichte machte, war.
Fazit
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Nach langer, langer, langer, wirklich langer Wartezeit ist endlich wieder Jemandem eingefallen ein Snowboardspiel zu entwickeln. Mit Shaun White konnte Ubisoft sich den plus ou moin besten Snowboarder angeln, und verleiht dem Spiel einen Touch, den man aus der Tony Hawk’s Reihe bereits kennt. Auch wenn die Steuerung zu Beginn viel zu ungenau und schwierig wirkt, sollte man das Spiel nicht gleich in die staubige Ecke (aka. eBay) werfen. Für echte Snowboarder ist dieses Spiel (neben Amped 2) ein Muss, aber auch weniger passionierte Schneesportler können ruhig mal einen Blick darauf werfen. Die paar Fehler sollen mal verziehen sein. Hoffen wir, dass es einen zweiten, besseren Teil geben wird! |
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